still alive

Serie, Ritzungen in schwarzem Granit, je 8,6 x 5,4 x 0,3cm
2008 – (laufend)

‚still alive’ ist eine Steinarbeit im Scheckkartenformat. Die einzelnen Zeichenträger aus schwarzem Granit werden stets mitgeführt und seit Mai 2008 im Stunden-Takt bearbeitet. Mittels diamantenem Ritzstift wird pro Stunde ein Zählstrich graviert und so die noch verbleibende Lebens- und potentielle (Kunst-)Produktionszeit notiert. Rückseitig ist als 16-stelliger Code das Datum, die Zeit und die bis dahin verstrichene Stundenanzahl vermerkt. Pro Plättchen ist annähernd die Stundenanzahl eines Monats vermerkt. Die Installation wächst mehr oder weniger monatlich um ein Plättchen. Ein Prozedere, das versucht durch permanentes Handeln (Kunstmachen) den Moment zu fassen und Gegenwart zu konstituieren.
Die Frage nach der noch verfügbaren Zeit kann allerdings erst an dessen Ende beantwortet werden, dann, wenn die Zählung der Stunden – zumindest für den Autor – keine Relevanz mehr hat.
Die bildhauerische Arbeit setzt sich mit der noch nicht erlebten Zeit auseinander. Arnold Reinthaler wählt als Form die Geldkarte, die ein potentielles Guthaben symbolisiert, für die noch verfügbare nicht erlebte Lebenszeit. Das Material Stein verleiht dem sonst üblichen Plastikformat Gewicht und Wert im bleibenden Sinne. Das schwarze Material erinnert an Grabstein. Die Stunden die er-/gelebten Zeit werden eingeritzt und schmälern so stündlich das Guthaben, von dem niemand zu sagen vermag, wie groß es ist.
‘still alive’ pendelt zwischen den Polen Abzählbarkeit und Unfassbares, zwischen objektiven Maß- und Wertvorstellungen und subjektivem Erleben, zwischen Zeit und keine Zeit und entbehrt nicht eines subtilen, hintergründigen Humors.

Elisa Asenbaum, Ausstellungskatalog ‚Keine Zeit – No Time‘, G.A.S.-Station, Berlin 2011

 

series, scratchings, black granite, each 8,6cm x 5,4cm x 0,3cm
2008 – (continuous)

In his work ‘still alive‘ Arnold Reinthaler documents experienced time and time yet to be experienced—stroke by stroke, day by day, month by month. Engraved on black granite cards, the artist records the elapsed number of hours with counting lines in order to calculate from their sum the time still remaining to live and poten- tially work. The common credit card format is symbolic of a personal time credit, which without fail decreases and whose total amount remains uncertain for the artist. The medium of black granite instead of plastic suggests weight and enduring value. But at the same time it also refers to the gravestone, which comes into play when the question of the still remaining lifetime can finally be answered and counting the number of hours becomes irrelevant. Through a continuous artistic act, ‘still alive‘ attempts to capture the moment and constitute the present.


Franz Thalmair & Birgit Rinagl, ‘Origo (At Point Zero of the Point of View)‘, exhibition catalogue, Vienna 2013

 

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